Sparkassen stemmen sich gegen Niedrigzinsen

Kundengeschäft floriert | EZB-Geldpolitik und Regulierung belasten

12.03.2020 - Pressemitteilung 2/20

Trotz deutlich verbesserten Geschäftsabschlüssen sind die Ergebnisse der Sparkassen in Niedersachsen leicht abgeschwächt. So lautet das Resümee von Thomas Mang, Präsident des Sparkassenverbandes Niedersachsen (SVN), mit Blick auf die Bilanzen des Geschäftsjahres 2019. Ursächlich hierfür sind die höchst problematische Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie steigende Anforderungen aus der Bankenregulierung.

Die Geldpolitik der EZB hinterlässt in der Vermögenssituation der Bevölkerung deutliche Spuren. „Es sollte niemand glauben, dass die immer weitergehende Belastung der kapitalgedeckten Vorsorgesysteme ohne Auswirkungen bleibt“, so Mang. Er plädiert für einen deutlich spürbaren Einstieg in die staatliche Förderung des Kontensparens, damit die breite Bevölkerung an der positiven Entwicklung von Vermögenswerten teilhaben kann. Genauso wichtig seien aber auch die Beseitigung bürokratischer Hürden und eine vernünftige Steuerpolitik für das Wertpapiersparen.

Auf die steigenden Mindestkapitalanforderungen aus der Umsetzung von Basel III blickt Mang mit Sorge: „Wir brauchen faire und zuverlässige Finanzierungsbedingungen, damit sich unser deutscher Mittelstand im harten Wettbewerb behaupten kann.“ Stattdessen werden Bankengruppen mit wenig risikobehaftetem Geschäft weitere Belastungen auferlegt, was mit der Initiative der EU-Kommission zugunsten kleiner und mittelständischer Unternehmen nicht im Einklang steht, kritisiert Mang die Verschärfungen des Baseler Regelwerks.

Für 2019 seien die Jahresergebnisse noch in Ordnung, aber mit Blick auf die Mehrjahresplanungen der Sparkassen „ziehen dunkle Wolken am Horizont auf“, sagt Mang. Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, arbeitet der SVN in diesem Jahr mit seinen Sparkassen intensiv an einer Stabilisierung der Ertragslage.

Die niedersächsischen Sparkassen machten 2019 Kreditzusagen in einer Gesamthöhe von rund 18 Mrd. Euro, was im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg von etwa 10 Prozent bedeutet. Der Bestand an Krediten erhöhte sich damit um fast 4 Mrd. Euro oder 5 Prozent auf sage und schreibe 85 Mrd. Euro.

Im Geschäft mit Unternehmen und Selbstständigen waren die Sparkassen in Niedersachsen sehr stark unterwegs: Sie machten Kreditzusagen von fast 10 Mrd. Euro und konnten diese um fast 10 Prozent im Vergleich zu 2018 steigern. Der Bestand von Krediten an Unternehmen und Selbstständige erhöhte sich damit um knapp 3 Mrd. Euro, das sind rund 7 Prozent, auf 44 Mrd. Euro. Das ist der höchste Stand seit Jahren.

Auch bei den Privatkunden stieg die Wachstumskurve erneut an. Die Sparkassen machten Kreditzusagen von rund 7 Mrd. Euro oder gut 11 Prozent. Der Bestand an Krediten für Privatkunden erhöhte sich damit insgesamt um 1,3 Mrd. Euro, oder fast 4 Prozent, auf rund 38 Mrd. Euro. Das Gros der Kreditzusagen tätigten die Sparkassen bei den privaten Wohnungsbaukrediten mit rund 6 Mrd. Euro, das bedeutet einen Anstieg von 13 Prozent. Der Bestand an Wohnungsbaukrediten erhöhte sich damit um 1,3 Mrd. Euro, oder 4 Prozent, auf 34 Mrd. Euro. Etwa gleichbleibend zum Vorjahr, nämlich mit rund 1 Mrd. Euro, waren die Zusagen bei den Konsumentenkrediten. Der Bestand an Konsumentenkrediten verringerte sich dadurch leicht um 26 Mio. Euro auf 4 Mrd. Euro. Die Vermittlung von Konsumentenkrediten läuft gut, die Kreditzusagen stiegen in diesem Segment um 400 Mio. Euro, das sind 16 Prozent, an. Der Bestand der vermittelten Konsumentenkredite erhöhte sich damit um 120 Mio. Euro oder 22 Prozent auf rund 680 Mio. Euro.

Die Verbindlichkeiten gegenüber Kunden (Sicht- und Spareinlagen, Termingelder und Eigenemissionen) sind insgesamt um rund 5 Mrd. Euro oder 6 Prozent auf 87 Mrd. gestiegen: Insbesondere ist der Zufluss bei den Sichteinlagen nach wie vor ungebrochen. Hier verzeichnen die niedersächsischen Sparkassen für das Jahr 2019 einen Anstieg um knapp 6 Mrd. Euro bzw. 10 Prozent auf rund 60 Mrd. Euro. Der Bestand an Spareinlagen verringerte sich nur leicht um 300 Mio. Euro oder 1 Prozent auf 25 Mrd. Euro. Die Termingelder haben sich in 2019 von 200 Mio. Euro auf rund 800 Mio. Euro verringert, die Eigenemissionen sind um rund 300 Mio. Euro auf 2,3 Mrd. Euro zurückgegangen.

Beim Zinsüberschuss setzte sich leider der negative Trend der letzten Jahre weiter fort. Gegenüber dem Vorjahr sank er um 63 Mio. Euro auf knapp 1,9 Mrd. Euro (1,68 Prozent der DBS).

Den Provisionsüberschuss konnten die Sparkassen in Niedersachsen um 50 Mio. Euro steigern, sodass sie 2019 mit einem Überschuss von rund 800 Mio. Euro abschließen (0,73 Prozent der DBS). Besonders Versicherungen wurden stark nachgefragt (Anstieg um 18 Mio. Euro auf 86 Mio. Euro). Trotz der widrigen Rahmenbedingungen lief das Wertpapiergeschäft gut (Anstieg um 12 Mio. Euro auf 150 Mio. Euro) und auch beim Bausparen haben sich die niedersächsischen Sparkassen verbessert (Anstieg um 3 Mio. Euro auf 39 Mio. Euro).

Ihre Sach- und Personalaufwendungen konnten die Sparkassen in Niedersachsen mit 1,8 Mrd. Euro (1,67 Prozent der DBS) auf Vorjahresniveau halten, trotz beachtlicher Tarifsteigerungen.

In 2019 erzielten die niedersächsischen Sparkassen ein Betriebsergebnis vor Bewertung in Höhe von 850 Mio. Euro (0,76 Prozent der DBS), das sich im Vergleich zu 2018 um etwa 16 Mio. Euro verringert hat.

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